In der faszinierenden Welt der Bewegungssteuerung spielt unser Gehirn eine zentrale Rolle. Ein tiefes Verständnis der neuronalen Grundlagen ist essenziell, um zu begreifen, wie Informationen verarbeitet und in Bewegungen umgesetzt werden. Dieser Blogartikel beleuchtet, wie Wissen aus der Evolutionsbiologie, funktionellen Neurologie, Orthopädie und Trainingswissenschaft genutzt wird, um die gezielte Aktivierung von Hirnarealen und deren Einfluss auf den gesamten Bewegungsapparat zu verstehen.
Aufgabe des Gehirns: Input und Output
Das Gehirn hat die grundlegende Aufgabe, den Organismus zu schützen und am Leben zu erhalten. Diese Aufgabe geht auf die frühesten Entwicklungsstufen unserer Evolution zurück. Die wichtigste Regel für das Gehirn – insbesondere für den Hirnstamm und das Nervensystem – ist es, sich selbst und den Körper vor Gefahren zu schützen. Schon seit der Frühzeit war das Gehirn darauf programmiert, Gefahren zu erkennen und den Körper jederzeit fluchtbereit zu halten – denken wir zum Beispiel an das Vermeiden von Raubtieren wie Tigern.
Eine sichere Lage für das Gehirn hat immer oberste Priorität. Wenn das Gehirn einen Reiz (Input) falsch interpretiert und sich unsicher fühlt, wird oft ein Schutzmechanismus aktiviert, der zu einem fehlerhaften Output führen kann. Dies bedeutet, dass das Gehirn, wenn es sich bedroht fühlt, eine Reaktion auslöst, die nicht immer der tatsächlichen Situation entspricht.
Grundkonzept von Input und Output
Das Gehirn empfängt ständig Reize durch verschiedene Input-Systeme. Diese Reize werden anhand früherer Erfahrungen und Erlebnisse bewertet und interpretiert. Je nachdem, ob das Gehirn die Situation als sicher oder gefährlich einschätzt, sendet es entsprechende Signale (Output) an den Körper.
Sicherheitsgefühl und Handlungsausführung:
Die geplante Handlung wird nur dann ausgeführt, wenn das Gehirn ein Gefühl der Sicherheit verspürt. Ein stabiles Gefühl der Sicherheit ermöglicht es dem Gehirn, präzise und kontrollierte Bewegungen zu initiieren.
Reaktion auf Unsicherheit:
Wenn das Gehirn hingegen Unsicherheit oder Gefahr erkennt, aktiviert es Schutzmechanismen. Diese können sich in Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, veränderter Nervenaktivität, vegetativen Störungen, hormonellen Ungleichgewichten, Schwindel, Gangunsicherheiten, Immunreaktionen oder ungleichem Muskeltonus äußern.
Ziel des Neurozentrierten Training
Das Hauptziel beim Training und der Verbesserung der Input-Systeme ist es, die Verarbeitung und Interpretation von Informationen im Gehirn zu optimieren. Durch gezielte Maßnahmen wird eine präzisere Bewertung der Umgebung und der eigenen Sicherheit ermöglicht. Dies führt zu einem zuverlässigen Output, der dem Gehirn hilft, geplante Handlungen korrekt auszuführen und ein starkes Gefühl der Sicherheit wiederherzustellen. Die Verbesserung der Input-Systeme kann durch verschiedene Techniken und Trainingsmethoden erreicht werden, die darauf abzielen, die neuronale Verarbeitung zu verfeinern und die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper zu stärken. Dies führt nicht nur zu besseren Bewegungsfähigkeiten, sondern auch zu einem umfassenderen Gefühl von Stabilität und Sicherheit im Alltag.
Input/Output-Kontrolle
Bewegungskontrolle lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: willkürliche und automatische Bewegungen. Nur etwa 10% unserer Bewegungen sind willkürlich und können durch gezieltes Training verbessert werden. Diese Bewegungen werden bewusst geplant und ausgeführt. Die restlichen 90% sind automatische Reflexe, die vom Hirnstamm und Nervensystem gesteuert werden. Ein Beispiel ist die Stabilität der linken Körperseite während Bewegungen der rechten Körperhälfte. Diese Reflexe und automatischen Reaktionen sind entscheidend für eine effiziente und koordinierte Bewegungskontrolle, da sie verschiedene Gehirnregionen und neuronale Verbindungen aktivieren, um eine reibungslose Ausführung der Bewegungen zu gewährleisten.